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«Kafi mit» Robin Bull, Gfellergut

In unserer neuen Serie «Kafi mit» stellen wir regelmässig Mitarbeitende aus der Geschäftsstelle und den Institutionen vor. Wir starten mit Robin Bull, Co-Leiter und Berufsbildner in der Schreinerei im Gfellergut, der für seine Arbeit jedes Jahr 8'000 Kilometer E-Bike fährt und in der Mittagspause mit den Störchen vom Zoo Zürich segelt.

Hallo Robin, geniess deinen Kaffee. Was ist deine Aufgabe in der Schreinerei im Gfellergut?
Ich habe eigentlich zwei Aufgaben in der Schreinerei. Einerseits bilde ich zusammen mit meinem Co-Leiter die Betriebsleitung, wir akquirieren Kundenaufträge, zeichnen Pläne und setzen diese Aufträge um. Andererseits bin ich Berufsbildner und betreue Jugendliche auf verschiedenen Niveaus. Wir haben Lernende, die bei uns eine reguläre Berufsausbildung als Schreiner absolvieren, und Jugendliche im BIG, dem Berufsintegrationsprogramm, welche bei uns einen Einblick in die Berufswelt erhalten. Für diese Jugendlichen erledige ich auch pädagogische Arbeiten wie Berichte schreiben, Beobachtungsnotizen führen und Förderplanungen erstellen und stehe im stetigen Austausch mit Lehrer*innen und Bezugspersonen.

Wie ist die Arbeit mit den Jugendlichen?
Sehr vielseitig – kein Tag ist gleich und läuft schon gar nicht wie geplant. Aber genau das macht die Arbeit für mich sehr spannend und abwechslungsreich. Und wird es doch mal zu laut, haben wir ja einen Gehörschutz.
Das Niveau und die Motivation der einzelnen Jugendlichen sind natürlich sehr unterschiedlich, innerhalb der Werkstatt funktioniert das Zusammenspiel untereinander trotzdem sehr gut und es gibt viele tolle Erlebnisse. Alle Jugendlichen helfen in der Werkstatt mit und tun das, was sie können, vor allem auf der BIG-Stufe. Erfolg ist für uns, wenn unsere Lernenden ihren Berufsabschluss erlangen und die «BIGies» gefallen an der Arbeitswelt oder sogar an der Schreinerei finden. Wir hatten auch schon Jugendliche aus dem BIG, die anschliessend bei uns die Lehre absolviert haben – das ist ein schönes Gefühl.

Was macht die Schreinerei im Gfellergut besonders?
Es ist in der Heimlandschaft einzigartig, dass Integration und Bildung in der gleichen Werkstatt stattfinden. Diese Kombination ist fantastisch, hat aber auch zur Folge, dass Bestellungen bei uns länger dauern. Der Anteil der Arbeiten, die die Betriebsleitung erledigen muss, ist im Vergleich zu den Arbeiten, die Jugendliche erledigen können, eher hoch. Haben Kunden aber Geduld, erhalten sie ein wahres Einzelstück von uns. Um die Arbeiten zu erhöhen, die alle erledigen können, haben wir seit drei Jahren das Gfellergut Lädeli (gfellergutlaedeli.ch) eröffnet. In diesem verkaufen wir Produkte, die wir unter anderem mit unserer Lasermaschine gestalten. Etwa Untersetzer, Ping-Pong-Schläger, Bausätze und weiteres.

Wie kamst du zum Gfellergut?
Ich war ursprünglich Primarlehrer, merkte allerdings, dass mir die Arbeit mit den Kindern zwar sehr viel Freude bereitet, mich der Unterrichtsstoff jedoch wenig interessiert. Mit 27 Jahren habe ich also noch eine Schreinerlehre absolviert mit dem Ziel, beide Jobs zu verbinden. Anschliessend habe ich mich blind beim Gfellergut beworben und die Rückmeldung erhalten, dass sie diese Stelle in zwei Monaten ausschreiben werden. Ich konnte überzeugen und habe die Stelle bekommen. So wurde mein Plan Realität, Handwerk und Bildung zu verbinden. Nun bin ich seit mehr als 15 Jahren da und plane auch nicht, wegzugehen.

Gab es in diesen 15 Jahren ein besonderes Erlebnis, von dem du gerne erzählen möchtest?
Bei uns gibt es einen Band-Raum und seit einiger Zeit spiele ich dort über Mittag gerne Schlagzeug. Eine Lernende aus der Gfellergut-Küche nahm damals Schlagzeug-Lektionen bei einem Kollegen, der dann allerdings keine Zeit mehr hatte und so machte ich zusammen mit ihr weiter. Weil zwei Schlagzeuge ein bisschen zu viel Lärm machen, habe ich dann auf die Bassgitarre gewechselt. Gemeinsam studierten wir zwei Lieder ein und traten damit bei der Schuljahresabschlussfeier in der Pause auf.

Und was machst du in deiner Freizeit sonst noch?
Ein Ausgleich, den ich täglich habe, ist mein Arbeitsweg. Egal zu welcher Jahreszeit und egal bei welchem Wetter, nehme ich das E-Bike zur Arbeit. Übers Jahr kommen so 8‘000 Kilometer zustande, welche ich sehr geniesse. Auch die Zeit zuhause mit meiner Familie ist ein wichtiger Ausgleich für mich. Ich habe vier Kinder – da ist es ein grosser Vorteil, dass ich bereits viel Erfahrung im Umgang mit Jugendlichen habe.
Ein weiteres Hobby von mir ist die Modellfliegerei. Ich baue und flicke Motorsegler-Modelle und lasse diese dann natürlich auch fliegen. Dabei bin ich auf der Suche nach Aufwinden, die das Modell in die Höhe heben. Bei uns im Gfellergut suchen auch die Störche vom Zoo Zürich nach Thermik. Wenn ich also die Störche im Himmel sehe, weiss ich genau, wo ich hinmuss, um perfekt segeln zu können.

Danke für den Einblick in deinen Tag. Ich hoffe, dein Kaffee ist inzwischen nicht kalt.

Autor: Sven Gutknecht